Herr Dokoupil, Sie haben 2019 als Werkstudent bei Xella angefangen und sind vier Jahre später Abteilungsleiter für BIM-Einheiten, die die dreidimensionale Gebäudeplanung in Tschechien und der Slowakei vorantreiben. Wie haben Sie das geschafft?
Dass ich heute hier bin, ist eine Kombination aus harter Arbeit und einer Menge Glück – denn als ich zu Xella kam, wurde die BIM-Abteilung für Tschechien und die Slowakei gegründet und Unterstützung gesucht. Also fing ich dort an und habe ich es mit der 3D-Modellierung einfach mal versucht – und war Feuer und Flamme, schon kurz nachdem ich das Modellierungsprogramm geöffnet hatte! In diesem Moment wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich davon mehr machen möchte.
Was war das für ein Gebäude?
Es war winzig! Ein ziemlich kleines, flaches Gebäude – aber mit diesem ersten Modell ging es los: Es war cool, das ganze Gebäude in 3D zu sehen. Ich habe den Modellierprozess wirklich genossen, das Setzen der Wände und alles andere. Ich lernte schnell und ich ging tiefer und tiefer, man könnte sogar sagen: Ich wurde süchtig. Das war gegen Ende meiner Werkstudentenzeit. Ich habe noch ein paar weitere Modelle gemacht habe und als meine Kolleg*innen gesehen haben, dass ich das kann und dafür auch hart arbeite, wurde mir ein fester Platz angeboten – in Vollzeit. Ich habe deshalb schon im Studium viel Zeit für die Arbeit hier aufgewendet. Es macht mir Spaß, 3D-Modelle der geplanten Gebäude zu erstellen und zuzusehen, wie sich das Gebäude in 3D erhebt. Als ich im Januar 2022 dieses Jahres meinen Master-Abschluss als Werkstofftechnik-Ingenieur in der Tasche hatte, wurde ich vom BIM-Spezialisten zum BIM-Koordinator befördert. Die Abteilungsleiter-Stelle kam hinzu, weil mein ehemaliger Chef einen anderen Job annahm. Ich bin erst seit einem halben Jahr BIM-Teamleiter für Tschechien und die Slowakei, ich bin also ziemlich neu. Erst letzten Monat habe ich zum ersten Mal alle BIM-Leiter bei Xella getroffen.
Das klingt beeindruckend. Warum haben Sie sich gerade bei Xella als Werkstudent beworben?
Ich habe Werkstofftechnik studiert und ein großer Schwerpunkt lag dabei auf der Verwendung neuer Baumaterialien. Wir haben sie wissenschaftlich untersucht – ich mochte die praktische Arbeit in den Labors, das Experimentieren mit Baustoffen. Mir hat die Charakteristik von Baustoffen aus Porenbeton sehr zugesagt. Deshalb habe ich mich als Werkstudent beworben. Als ich dann BIM kennenlernte, stand für mich die Entscheidung fest, in dieser Branche zu bleiben.
Warum hat gerade Porenbeton im Studium ihr Interesse so sehr geweckt?
Mich haben die Materialeigenschaften von YTONG und Silka im Studium fasziniert – es sind für mich eindeutig die besten Baumaterialien. Weil sie so variabel sind, weil man sie nach Belieben zuschneiden und formen kann, habe ich sie in Uni-Projekten immer bevorzugt. Als studierter Werkstofftechniker gefallen mir natürlich auch die physikalischen Aspekte: Die Fähigkeit, Wärme zu speichern, die großartige Akustik, die uns daran hindert, Nachbarn von nebenan zu hören. Vor allem die energiearme Verarbeitung von Porenbeton habe ich schon im Studium als großes Plus für ihre Nachhaltigkeit gesehen – man benötigt zur Herstellung weder sehr hohe Temperaturen, noch große Öfen oder viel Gas.
Was bedeutet BIM für Sie?
Für mich ist es eine neue Art zu denken – eine völlig neue Art, über das Bauwesen, über die Durchführung von Projekten und über das Zeichnen nachzudenken. Es geht nicht nur um den Wechsel von 2D zu 3D, sondern um Zusammenarbeit. Mit BIM kann man nicht mehr sagen: ‚Ich habe meinen Teil getan, ich habe ihn den anderen geschickt und bin raus‘. Alle arbeiten gemeinsam am BIM-Modell und durch die Komplexität müssen alle Beteiligten ihre Sichtweise darauf überdenken. Es ist der nächste Schritt des Bauens in die Zukunft, vor allem in nachhaltiger Hinsicht, denn man kann die BIM-Modelle auch zum Monitoring für ökologische Aspekte verwenden. Und für mich könnte man sagen, es ist die Zukunft meiner Karriere.
Sie sind noch sehr jung. Wie bereichert das Ihre Arbeit?
Ja. Ich bin 26 und ich meine, dass mein Alter mir genau die Flexibilität gibt, die man beim Arbeiten mit BIM braucht – vor allem in der Denkweise. Wir nutzen die Methode erst seit ein paar Jahren und so ein Sprung etabliert sich nicht von heute auf morgen. Es passiert noch immer noch viel Neues und es verändert sich alles so schnell, dass wir uns quasi in einem ständigen Findungsprozess befinden. Sich auf diese Veränderungen einlassen zu können, ist dafür extrem wichtig und fällt jüngeren Leuten tendenziell leichter. Dafür genießen ältere Kolleg*innen mit mehr Erfahrung oft einen Vertrauensvorschuss, den wir Jüngeren uns erst noch verdienen müssen. So hat jedes Alter seine Vorzüge!