Gesetzliche Verpflichtungen sorgen für eine erfolgreiche Verbreitung von BIM
In Dänemark ist die Arbeit mit BIM verbreiteter als in vielen anderen europäischen Ländern: Per Gesetz müssen seit 15 Jahren alle öffentlich finanzierten Gebäude zu Projektbeginn als intelligentes 3D-Modell vorhanden sein. Schulen und Universitäten bilden deshalb in den neuesten Tools aus, Architekten und Ingenieure nutzen die modernsten Werkzeuge für ihre Planung. Die Entscheidung der dänischen Regierung hatte auch pragmatische Gründe, meint Jensen: „Je früher in der Gebäudeplanung unentdeckte Fehler passieren, desto teurer wird es für den Staat als Auftraggeber. Und wenn man das ganze Gebäude noch vor dem Bau in 3D und damit alle Einzelteile in Beziehung zueinander betrachten kann, fallen Fehler eher auf.“
Auch für privat finanzierte Projekte arbeiten heute die meisten dänischen Architekturbüros mit einem BIM-Ansatz: „Im Normalfall bekommen wir Projektbeteiligten beides – ein umfassendes BIM-Modell in 3D sowie viele 2D-Zeichnungen im PDF-Format – und können selbst entscheiden, womit wir weiterarbeiten.“ Als Jensen vor fast zehn Jahren ins Unternehmen kam, lernte er noch die langwierige Arbeit mit 2D-Modellen kennen. Er erinnert sich: „Damals haben wir für die Berechnung Wochen gebraucht.“ Mit dem 3D-Modell ist es für Jensen heute ein Leichtes, seinen Auftraggeber innerhalb von Stunden ein exaktes Angebot über alle Xella-Materialien zu erstellen. Doch längst nicht alle Bauunternehmen sind so digital aufgestellt.
Der große Sprung von 2D zu 3D
Xella Danmark hat durch sein BIM-Knowhow in Ausschreibungsprozessen einen entscheidenden zeitlichen Vorteil gegenüber Mitbewerbern, die mit herkömmlichen Methoden arbeiten – denn die gibt es trotz der Gesetzeslage noch immer: „Die Regierung schreibt vor, dass das BIM-Modell zu Anfang des Projekts vom Architekturbüro bereitgestellt werden muss, der Bauherr ist dafür verantwortlich, dass es im Projekt verwendet wird. Doch viele Beteiligte wie wir Zulieferer können frei wählen und manche haben die Umstellung noch nicht geschafft. Der Sprung von 2D zu 3D ist weit, aber er lohnt sich.“
Besser kommunizieren mit Hilfe von BIM
Für Jensen und seine Kolleg*innen bringt die digitale Planung einen weiteren Vorteil mit sich: „Bei uns spielt die Kommunikation über das Modell eine große Rolle. Es muss uns schnell und effizient Informationen liefern können, zum Beispiel über die verschiedenen Materialmengen.“
Mittlerweile hat Xella Danmark mit der Entwicklung eines eigenen Programms begonnen, das alle speziellen Anforderungen an BIM vereint: Es soll gleichzeitig fremde BIM-Dateien öffnen und 2D-Zeichnungen in BIM-Modelle umwandeln können – denn nicht jedes Projekt wird in 3D geliefert. Zugleich soll es über eine Cloudfunktion für alle Projektbeteiligten den Zugang ermöglichen. „Wir befinden uns in Sachen BIM auf einem guten Weg, aber es muss noch viel passieren“, begründet Jensen die ambitionierten Ziele. Auch die europäische Gesetzeslage könnte sich aus Jensens Sicht ein Beispiel an Dänemark nehmen: „Ich hoffe sehr, dass andere Länder oder sogar die Europäische Union BIM weiter gesetzlich etabliert. Mit Richtlinien zur Nachhaltigkeit klappt das auch – und genau wie sie sollte BIM von der Forderung zur Anforderung werden.“
Branchenweite BIM-Standards wären hilfreich
Obwohl BIM in skandinavischen Bauprojekten so verbreitet ist wie kaum anderswo in Europa, begegnet auch Rasmus Jensen Herausforderungen, die ihm die Arbeit erschweren: „Zumindest für privat finanzierte Projekte können die planenden Architekten nicht die Verantwortung für etwaige Fehler übernehmen, die sich aus ihren Modellen für unsere Materialberechnungen ergeben. Wir arbeiten derzeit an einer Methode, mit der wir sie besser aufspüren können und führen bisher immer eine Risikobewertung auf der Grundlage der Qualität des Modells durch.“
Auch die Umsetzung branchenweiter Standards für die Arbeit mit BIM würden Jensen bei der täglichen Arbeit helfen: „Das Gesetz schreibt vor, dass eine Struktur im Modell vorhanden sein muss, aber nicht, wie genau sie aussieht. Es gibt noch keine Regelungen für große Teile der Strukturen, zum Beispiel die Bezeichnung der Materialien im 3D-Modell – Porenbeton benennt der eine Architekt mit einer Abkürzung, ein anderer bezeichnet es vielleicht als Leichtbeton. Das zu regeln würde für uns die Arbeit noch erleichtern.“