Die Boè-Hütte liegt in 2.871 Metern Höhe auf einem kargen Plateau weit über der Baumgrenze. Gegenüber kratzen die Wolken an der Nordwestwand des Piz Boè. Nicht ohne Grund wirbt Lodovico Vaia, Bergsteiger, Alpenführer und Pächter der Schutzhütte, mit dem Slogan „Machen Sie Pause in einer Mondlandschaft“ für das Refugio. Alles hier ist rau. Wer inmitten der Sella-Gruppe eine Berghütte renovieren will, muss sich nicht nur selbst warm anziehen. Auch das Haus am Dolomiten-Höhenweg 2 soll seinen Bewohnern selbst im härtesten Alpenwinter noch für viele weitere Jahrzehnte ein wärmendes Zuhause bieten.
Wanderer freuen sich auf eine Rast in dem alten Gemäuer mit seinen einladenden weiß-blauen Schlagläden. Architekten sehen hier mehr. Fachleute erkennen die Tragkonstruktion aus dem Ende des 19. Jahrhunderts mit den für die Gegend typischen Dolomaia-Stein. Über Generationen hinweg wurden neue Mauerwerkselemente hinzugefügt. Im Laufe von mehr als 130 Jahren wuchs die kleine, sturmerprobte Hütte so zu einer großen. Heute bietet sie einen Herbergsbetrieb, ein Restaurant mit ladischen Speisen und ein Tierheim. 2018 entschieden die Eigentümer, die Gesellschaft der Tridentinischen Alpinisten, das Refugio zu renovieren. Es sollte nicht nur erhalten, sondern nachhaltig zukunftsfest gemacht werden.
Renovieren für Sturm, Schnee und Eis
Ein Team von Wissenschaftlern und Xella Italien modernisierte eine Berghütte in den Dolomiten - mit natürlichen Materialien, ohne die historische Fassade zu verändern und unter extremen klimatischen Bedingungen.
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Leichte Mineralplatten, die optimal auf das Klima ausgerichtet sind
Für die Wärmedämmung haben die Architekten eine Innenverkleidung aus Multipor-Platten gewählt. Aus gutem Grund: Die mineralische Beschaffenheit und die Porosität dieser Platten garantieren gleichzeitig Wärmedämmung und Atmungsaktivität, weil sie in den feuchten Monaten Feuchtigkeit aufnehmen und sie in den trockenen Monaten wieder abgeben. Außerdem absorbieren sie Schall. Das Paneel ist zudem masse- und oberflächenwasserabweisend, was zu einem besseren thermohygrometrischen Verhalten führt, sprich sie sind optimal auf die herrschende Temperatur und Luftfeuchte ausgerichtet. Noch ein Vorteil sprach für die leichten Multipor-Mineralplatten: Das Baumaterial musste per Hubschrauber auf den Berg transportiert werden.
Wissenschaftliche Suche nach dem perfekten Material
Was nach einer naheliegenden Produktwahl klingt, war zuvor von Experten detektivisch ausgetüftelt worden. Die Forscher des Zentrums für angewandte Forschung Eurac Research in Bozen suchten zunächst nach geeigneten Daten für eine Simulationen. Dafür vermaßen sie die hygrothermischen Eigenschaften der Steine im historischen Teil der Boè-Hütte. Dann analysierten sie das Verhalten des Gebäudes in ihrem "Hygrothermal Testing Lab“ mithilfe einer speziellen Software für mehrdimensionale Konstruktionsdetails. So ließ sich das Verhalten der Materialien vorhersagen und eine Lösung finden, um Feuchtigkeitsschäden zu verhindern. Denn kritische Kontaktflächen für Wasser bot das alte Haus reichlich: zwischen der historischen Gebäudewand und dem Dämmstoff sowie auf Wärmebrücken am Kopf des Holzbalkens innerhalb der bestehenden Wand.
Um die extremen klimatischen Bedingungen im Detail zu erkennen, analysierten die Forscher historische Klimadaten von verschiedenen Stationen nahe der Schutzhütte. Erst danach konnten sie die am besten geeigneten Isolationsstärken und die Nutzungsbedingungen definieren. So fiel die Wahl der Innendämmung auf Multipor M3 Sp. 8 und Malta Multipor FIX X700.
Die Paneele wurden direkt auf die zwischen 50 und 55 Zentimeter dicke Wand aus Dolomitstein aufgebracht, und in einigen Bereichen wurde anschließend eine Verkleidung aus Fichtenwülsten angebracht. Auch das war aufwändiger, als es klingt: Der Eingriff erwies sich aufgrund der Lage der Außen- und Innenwände sowie der Lärchenholzbalken im Boden und auf dem Dach, die sich an die Außenwand anlehnen, als besonders komplex.
Xella Italien hat die Herausforderung angenommen und erfüllt. Jetzt misst ein solarbetriebenes Überwachungssystem der Bozener Forscher die Leistung der neuen Isolierung während der kalten Monate. Auch nach der Renovierung wollen schließlich alle Beteiligten noch dazu lernen und den Verantwortlichen praktische Ratschläge für die optimale Nutzung des Schutzraums geben.
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