Eigentlich liegen Kunde und Lieferant in Antwerpen nur drei Kilometer Luftlinie entfernt auseinander. Flösse nicht dazwischen die Schelde. Am westlichen Ufer des Flusses liegt in Burcht das Xella-Werk; am östlichen Ufer – näher zur Antwerpener Innenstadt – das belgische Unternehmen BMB Bouwmaterialen. Auf der Karte schräg gegenüber, quasi ein Katzensprung. Doch die Lastwagen mit Xella-Baumaterial müssen einen weiten Haken schlagen, um BMB zu beliefern. Erst flussabwärts auf die nahe Autobahn auffahren, über das Kreuz Antwerpen West, dann wieder flussaufwärts zurück an das östliche Schelde-Ufer zum D’Herbouvillekaai, an dem BMB liegt. „Das geht doch besser für die Umwelt“, dachte sich Sam Roels, Logistik-Manager bei Xella und dachte um. Jetzt nutzt Xella den Fluss statt der Autobahn zum Transport. Der Kunde BMB freut sich: „Indem uns Xella 300 Tonnen Baumaterial per Schiff anliefert, halten wir etwa 15 LKW-Anhänger aus dem Kennedy-Tunnel in Antwerpen heraus“. Die Ware muss vom BMB-Anleger aus nur noch mit kleineren Lastwagen an eine Werft im Zentrum Antwerpens geliefert werden. Dort nutzt BMB Xella-Material zur Renovierung hochwertiger und nachhaltiger Häuser in der Innenstadt.
400 Paletten mit einem Transport
Auch andere Kunden, die einen Bootsanleger in der Nähe haben, nutzen Xella Angebot, größere Mengen auf dem Wasserweg geliefert zu bekommen. Grob gerechnet hat Xella Belgien so inzwischen binnen 16 Monaten 9.750 Tonnen CO2 eingespart. Die Kollegen organisierten bisher 35 Bootstransporte mit je 400 Paletten.
Dabei war der Start holprig. „2020 haben wir mit dem Schiffstransport begonnen, aber dann kam uns Corona in die Quere“, berichtet Roels. Die Nachfrage stoppte, der Transport-Ausbau auch. Aber seit März 2021 wird wieder mehr Baumaterial geordert. Die Schiffe fahren gut ausgelastet: Die Reederei bündelt die Waren mehrerer Kunden auf einem Schiff. Für Xella hat das einen großen Vorteil: So können auch kleinere Mengen zwei bis drei Mal im Monat per Schiff ausgeliefert werden. Auch davon profitiert die Umwelt.
„Unsere Kunden mögen diese Art des Transports“, freut sich der Logistik-Experte Roels. „Auf den Straßen kommt es immer häufiger zu Staus. Die Schiffe kommen deshalb pünktlicher an als Lastwagen. Zudem können sie größere Volumen transportieren.“ Noch nutzt Xella den Transport zu Wasser vor allem entlang der Nord-Ost-Achse Belgiens. Die Planung für die West-Ost-Achse hat das Team schon im Visier.
Effiziente Prozesse
Aber es denkt auch in kleinerem Maßstab: Parallel werden die internen Prozesse noch weiter verbessert. „Unser Aktionsplan sieht vor, die Abläufe reibungsloser zu gestalten, um noch effizienter arbeiten zu können. So können wir langfristig noch mehr Boote abwickeln“, sagt Roels. Der gesamte Prozess von der Produktion, dem separaten Lagerplatz über den internen Transport zum Kai bis zur optimalen Ausstattung des Anlegers wird auf Verbesserungspotenzial geprüft.
Ganz einfach ist das nicht. „Aus technischer Sicht ist es etwas komplizierter, weil der Bootsanleger von Xella etwas von dem Ort entfernt liegt, an dem die fertigen Waren gelagert werden“, beschreibt Roels die Lage vor Ort. Aber auch dafür wird sein Team eine Lösung finden.