Norma, können Sie uns kurz etwas über Ihre Rolle bei Habitat for Humanity und Ihre Verbindung zum Projekt „Everything Starts at Home“ erzählen?
Ich arbeite bei Habitat for Humanity Deutschland und der Initiative „HoffnungsBAUer“, wo ich strategische Partnerschaften und Social-Impact-Projekte in mehreren Ländern betreue. „Everything Starts at Home“ ist eine unserer sinnvollsten Initiativen, vor allem weil sie so viele Elemente miteinander verbindet: Renovierung, Nachhaltigkeit, Bildung und langfristigen sozialen Nutzen.
Sie haben Ihre Arbeit der Unterstützung von Menschen beim Zugang zu sicherem und erschwinglichem Wohnraum gewidmet. Gab es einen Moment in Ihrem Leben, der dieses Engagement geprägt hat?
Eine menschenwürdige Wohnung ist ein grundlegendes Menschenrecht, und dennoch ist es für Milliarden von Menschen ein täglicher Kampf. Ein sicheres Zuhause ist nicht nur ein Dach über dem Kopf. Es ist der Ort, an dem Stabilität, Würde und Chancen beginnen. Deshalb sind Projekte wie dieses so wichtig.
Für mich wurde diese Arbeit während einer Reise nach Südamerika in den frühen 2000er Jahren persönlich. Ich besuchte Gemeinden, in denen Menschen unter Bedingungen lebten, die ich mir kaum vorstellen konnte: überfüllt, unsicher, ohne sanitäre Grundversorgung. Man kann über Menschen in Not lesen, man kann darüber reden, aber solange man nicht in der Realität eines anderen steht, kann man die Dringlichkeit nicht wirklich erfassen. Diese Erfahrung hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Seitdem habe ich mich verpflichtet, Teil der Lösung zu sein.
Was ist der Kerngedanke von „Everything Starts at Home“ und wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen Habitat for Humanity und den SOS-Kinderdörfern in Rumänien?
Die Idee ist einfach, aber wirkungsvoll: Eine menschenwürdige Unterkunft ist der Ausgangspunkt für das Wohlergehen eines jeden Kindes. SOS-Kinderdörfer Rumänien unterstützt Kinder, die die elterliche Fürsorge verloren haben oder davon bedroht sind. Seit 2019 arbeiten wir gemeinsam an der Verbesserung der Lebensbedingungen der Kinder, von der Energieeffizienz (mit Unterstützung von Habitat ist dies die erste soziale Gemeinschaft in Rumänien, die ihren eigenen Ökostrom produziert) bis hin zu Sicherheit und Komfort. Wir teilen gemeinsame Werte: Respekt, Würde und nachhaltige Wirkung, ohne der lokalen Gemeinschaft etwas aufzuzwingen.
Was genau wird renoviert und wie wird das Gebäude genutzt?
Das Haus Nr. 5 ist Teil der SOS-Sozialwohnungen in Bukarest. Habitat for Humanity saniert das gesamte Gebäude: Fassadendämmung, neue Fenster und Türen, Dachreparaturen, ein Wärmedämmungssystem, das ganze Paket, um es energieeffizient und komfortabel zu machen. Nach seiner Fertigstellung wird es ein multifunktionales Bildungszentrum für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sein, die vor Ort leben. Ein Ort, an dem man lernen, Kontakte knüpfen und sich zu Hause fühlen kann.
Welche Rolle spielt Xella bei diesem Projekt, und was bedeutet die Unterstützung für Ihr Team?
Der Beitrag von Xella trägt dazu bei, dass diese Renovierung möglich ist. Jeder gezielte Beitrag zählt, und das meinen wir wirklich so. Wir wissen es zu schätzen, dass Xella unsere Werte teilt, insbesondere wenn es um Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung geht.
Lassen Sie uns über das große Ganze sprechen: Jeder zehnte rumänische Haushalt hat ernsthafte Wohnungsprobleme. Was muss sich ändern?
Wir brauchen einen systemischen Ansatz. Die Ziele für nachhaltige Entwicklung bieten einen wertvollen Rahmen, aber die Realität vor Ort bleibt eine große Herausforderung. In Rumänien ist 1 von 10 Menschen von ernsthaften Wohnungsproblemen betroffen, und über 40 % leben in überbelegten Haushalten. Noch alarmierender ist, dass 21 % der Bevölkerung immer noch keinen Zugang zu einer Toilette mit Innenspülung haben und 34 % von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind. [Eurostat 2024]
Bei Habitat arbeiten wir daran, Teil der Lösung zu sein, indem wir Modelle entwickeln, die sowohl sozial wirksam als auch wirtschaftlich tragfähig sind. Unsere Projekte konzentrieren sich nicht nur auf den Bau oder die Renovierung von Häusern, sondern auch auf die Verbesserung der Energieeffizienz und die Schaffung langfristiger Kosteneinsparungen.
Darüber hinaus erforscht unser Innovationszentrum Möglichkeiten zur Umwandlung von Abfällen in erschwingliche Baumaterialien. Da die Wohnungskrise einfach zu groß ist, um sie mit traditionellen Methoden allein zu lösen, brauchen wir neue Ideen, skalierbare Modelle und starke Partnerschaften, um wirklich etwas zu bewegen.
Ein Blick in die Zukunft: Wann wird das Renovierungsprojekt voraussichtlich abgeschlossen sein, und was ist für die Übergabe geplant?
Wir wollen Haus Nr. 5 bald fertigstellen - die Renovierungsarbeiten verlaufen reibungslos, auch unter Einbeziehung von Freiwilligen. Nach der Fertigstellung wird es eine offizielle Übergabe mit einer kleinen Zeremonie geben. Dazu laden wir Freiwillige, Unterstützer wie Xella und natürlich die Kinder und Familien ein, die den Raum nutzen werden. Es ist immer ein besonderer Moment, wenn man sieht, wie das Ergebnis monatelanger Teamarbeit zum Leben erwacht.