Frau Simanova, Xella Czech führte gerade den 28. Wettbewerb für Architektur-Studierende durch. Wie weckt Xella seit so vielen Jahren das Interesse der jungen Leute?
Simanova: Wichtig dafür ist die Auswahl des Themas und des Ortes. Die Aufgabe muss die Studierenden fesseln, was nicht immer einfach ist. An diesem Jahr ging es um ein Elbe-Hafenprojekt für kleinere sowie gröβere Ausflugsboote, das Marine Ústí nad Labem mit Unterkunft, Restaurant, Infozentrum und einer Tankstelle für kleinere Schiffe. Die Studierenden lieben es, problematische Aufgaben zu lösen. Im Wettbewerb können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen.
Wie sieht der Wettbewerb konkret aus?
Alle nötigen Informationen zu dem Projekt, wie die komplette Aufgabe, Unterlagen aus der Land- und Katasterkarte, Fotogalerie der Lokalität, stehen den Teilnehmenden online zur Verfügung. Xella organisiert in den Architektur-Fakultäten in Tschechien und Slowakei Vorträge zur Aufgabe und Exkursionen an den Ort. Aus unserer Sicht ist nämlich auch die Zusammenarbeit mit den Hochschulen sehr wichtig. Sie entsteht oft durch den Studierendenwettbewerb, und setzt sich dann auf anderen Ebenen fort. Bis Ende Februar müssen die Teilnehmenden dann ihre Entwürfe abgegeben.
Und wer sitzt in der Jury?
Berühmte tschechische und slowakische Architekten und Architektinnen tagen im März und April um die Entwürfe zu beurteilen. Im Sommer folgt dann die feierliche Auswertung und Preisüberreichung. Einige der Jury-Mitglieder haben den Wettbewerb übrigens selbst einmal gewonnen.
Was war denn die Aufgabe in diesem Jahr?
In diesem Jahr war das Thema: Interventionen - Wie geht es weiter, im tschechisch-slowakischen Grenzgebiet Kopčany? Es ging um die Rückkehr von der Gegenwart in die Geschichte und wie der lokale Tourismus dort mit unterschiedlich großen Bauprojekten unterstützt werden kann.
Und wer hat den Preis gewonnen?
Das waren Petra Ďurišková und Šimon Voštinár, Studierende der Hochschule für bildende Künste, Fachbereich Architekturdesign in Bratislava. Die Preisübergabe fand an der Fakultät der Architektur in Bratislava im ehemaligen Kesselhauses statt.
Der Einsatz hat sich aber für alle Studierenden gelohnt. Nicht nur weil der erste Platz mit 4000 Euro dotiert ist und auch der zweite und dritte Platz noch mit 2000 beziehungsweise 1000 Euro sowie Sachpreise bis Platz 6. Die Studierenden gewinnen auch ihren ersten Kontakt und erste Anerkennung bei den renommierten tschechischen und slowakischen Jury-Mitgliedern. Zugleich machen sie wichtige Erfahrungen für ihr professionelle Leben: Schon mit dem Wettbewerb lernen sie, wie sie dann als „fertige“ Architekten und Projektentwickler um reale Aufträge kämpfen werden. Ihre Namen erscheinen gemeinsam mit ihren Entwürfen in Fachzeitschriften. Das ist für sie eine bedeutende Referenz bei späteren Bewerbungen.
Wurden auch schon Entwürfe umgesetzt?
Die studentischen Entwürfe direkt wurden nicht realisiert, weil es sich erst um die Studierende, noch nicht diplomierte Architekten, handelt. Aber manchmal geben die Entwürfe Einfall oder Anlass für ein neues Projekt in der Stadt. So entstand zum Beispiel ein Radfahrersteg in Český Krumlov oder ein Hotel in Janské Lázně.
Wie geht es denn beruflich nach erfolgreicher Wettbewerbsteilnahme weiter?
Einige Gewinner und Gewinnerinnen erreichten im professionellen Leben bedeutende Erfolge. Sie sind an interessanten Projekten nicht nur in Tschechien und der Slowakei, sondern auch im Ausland, beteiligt. Ein gutes Beispiel ist der Architekt Michal Krištof. Er hat den 11. Jahrgang unseres Wettbewerbs gewonnen, im 13. Jahrgang war er an 2. Stelle. Er hat uns später berichtet, dass sich seine beruflichen Träume erfüllt haben und er froh ist, am Wettbewerb teilgenommen zu haben. Der erste Sieg oder die erste Bewertung sei immer eine schöne Sache, man ist dann voll von Energie für den weiteren Studienverlauf, für die weitere Arbeit. Seit 2010 arbeitet er mit dem renommierten Architekten Ondřej Chybík zusammen.
Wie nachhaltig ist dieses Projekt für die Studierenden und für Xella?
Der Wettbewerb ist eine sinnvolle Unterstützung der künftigen Generation von Architekten und Projektentwicklern. Xella als Hersteller von YTONG tritt so ungezwungen in das Bewusstsein der neuen Generation. Der Wettbewerb hinterlässt auch deutliche Spuren in den tschechischen und slowakischen Gebieten. Die Entwürfe der Studierenden stehen den Städten und Gebietseinheiten als eine Quelle von Einfällen und Ideen, wie sich eine bestimmte Aufgabe lösen ließe, zur Verfügung.
Dass dieses Engagement langfristig ist, sieht man auch an der Geschichte des Wettbewerbs. Der erste Jahrgang des Wettbewerbes verlief schon im Jahr 1995. Im Jahr 2003 haben tschechische und slovakische Organisatoren ihre Kräfte und Einfälle zum ersten internationalen Jahrgang verbunden. Diesen internationalen, tschechisch-slovakischen Charakter behält der Wettbewerb bis jetzt. Beide Länder wechseln sich regelmäβig mit der Veranstaltung ab.
Und lernt auch Xella von den Studierenden?
Es ist ein Geben und Nehmen. Wir lernen, wie sie denken und sie lernen durch den Wettbewerb unsere Materialen Ytong, Silka und Multipor in der Praxis kennen statt nur als Lehrstoff in einer Vorlesung. Zudem wissen sie später damit umzugehen. Die Unterstützung der Studierenden durch den Wettbewerb zählt in unseren Ländern zu den gesellschaftlich hoch anerkannten Tätigkeiten. Das freut uns, denn wir richten ihn ja aus Überzeugung bald 30 Jahre aus.