Die alten Backsteingebäude wirkten wie Relikte aus einer längst vergangenen Epoche. Mehr als hundert Jahre standen sie auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs von Rybnik, inzwischen baufällig, mit fingerdicken Rissen durchzogen. Doch die Architekten von SLAS sahen in den Ruinen nicht nur den Verfall, sondern vor allem das Potenzial, etwas Neues zu schaffen.
Rybnik gehört heute zu den dynamischsten Städten Oberschlesiens. In den letzten Jahren wurde das lange vernachlässigte Stadtzentrum umfassend saniert. Im Süden des Viertels entstanden neue Wohn- und Dienstleistungsbauten. Besonders herausfordernd war jedoch der Umgang mit zwei verbliebenen Backsteingebäuden des einstigen Schlachthofs, der vom späten 19. Jahrhundert bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb war. In den 1990er Jahren diente ein Teil der Anlage der Stadtwache, die meisten Gebäude wurden später abgerissen. Nur zwei blieben stehen – in akutem Verfall und kurz vor dem endgültigen Einsturz.
Mariusz Komraus von SLAS architekci erinnert sich: „Zusammen mit dem Statiker starteten wir ein Gebäuderettungsprojekt und gemeinsam mit dem Bauunternehmer entwickelten wir ein System aus Stützen und Ankern, dass den Einsturz der Backsteinwände nach dem Abbruch der zerstörten Decken und Dächer verhinderte. Anschließend wurden die Fundamente verstärkt und eine neue Konstruktion der Decken und Dächer erstellt.“
Behutsame Integration unter Berücksichtigung der Herkunft
Mit großem Respekt vor der Geschichte des Ortes entwickelten die Architekten ein Konzept, das einen teilweisen Abriss der Backsteingebäude ermöglichte. Der neue Wohnkomplex wurde so gestaltet, dass er diese Gebäude integriert. Dabei blieben nur die historischen Fassaden erhalten. „Für uns verkörpern diese beiden schlichten Gebäude den Geist des ehemaligen Schlachthofs und dieses Teils von Rybnik. Sie ähneln den typischen Wohnhäusern in oberschlesischen Städten. Unser Ziel war es, sie nicht nur zu erhalten und zu revitalisieren, sondern auch eine neue Wohnsiedlung zu schaffen, die auf ihrer Identität basiert“, sagt Architekt Mariusz Komraus von SLAS architekci.