Was bedeutet es, Fachbereichsleiter der akkreditierten Prüfstelle zu sein?
Im brandenburgischen Brück, wo Xella T&F angesiedelt ist, arbeiten zwei Fachbereiche. Ich leite den Fachbereich akkreditierte Prüfstelle, in der wir alle Baustoffe prüfen, die Xella herstellt. Jedes Werk sendet Baustoffproben zu uns ins Labor, und wir messen die Parameter wie Druckfestigkeit, Rohdichte oder Wärmeleitfähigkeit, aber auch die Schwindung, Frost-Tau-Beständigkeit und den Korrosionsschutz unserer Montagebauteile. Also alles, was für den Kunden relevant ist. Zur Produktprüfung gehören auch Baustoffproben aus Groß -und Kleinversuchen unseres Fachbereichs Produkt- und Prozessforschung im Rahmen der Produktentwicklung. So stellen wir die Qualität bestehender Produkte und die Markteinführung neuer Produkte sicher.
Wie sieht so eine Produktprüfung aus?
Wir vergleichen die gemessenen Werte der Produkte mit der DoP, der Leistungserklärung der Hersteller, auf Basis der Bauproduktenverordnung des Europäischen Parlaments. Wir haben auch Xella-interne Grenzwerte, die noch strenger sind als die Norm. Bei der Einführung neuer Produkte für den Markt wird es spannend. Hier wird ein sehr weitreiches und vielfältiges Prüfprogramm aufgelegt, um Sicherheit für Xella und den Kunden zu gewährleisten. Ein Highlight war zum Beispiel die Entwicklung des 007-Porenbetonsteins und die Tests, die seiner Markteinführung vorausgingen. Dieses Produkt ist einzigartig auf dem Markt.
Auch bei Reklamationen von Bauprodukten sind wir im Einsatz und unterstützen den Vertrieb von Xella Deutschland. Ich liebe es, Herausforderungen zu meistern. Man krempelt die Ärmel hoch und packt an.
Seit wann arbeiten Sie bei Xella?
Ich habe 1997 bei Hebel in Hennersdorf angefangen, wo ich als Projektleiter für die Produktentwicklung und den Aufbau eines neuen Produktionsstandortes verantwortlich war. Wir haben ein Produkt entwickelt, das heute noch im Werk Stulln produziert wird. Ab 2008 war ich Regionalleiter Ost für Produktion und Technik und Werkleiter in Brück. 2012 bin ich zur T&F gewechselt, als die akkreditierte Prüfstelle aufgebaut wurde. Das war anfangs eine große Umstellung für mich: Ich kannte die Produktion in- und auswendig, aber jetzt musste ich auch alle Normen lernen und verstehen. Mittlerweile ist das Routine.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihrer Arbeit?
Eine große Rolle, auch in meinem Bereich. Im Rahmen des internen Freigabeprozesses überprüfen wir unsere Produkte, zum Beispiel bei Projekten wie dem Recycling von Porenbeton. Früher haben wir daraus nur Katzenstreu hergestellt, heute können wir das Material sogar wieder in den Produktionskreislauf zurückführen.
Wir unterstützen auch das Produktmanagement, zum Beispiel in den Niederlanden. Dort gibt es eine Art Second-Hand-Katalog, in dem einzelne Wand- und Deckenelemente aus dem Rückbau alter Porenbetongebäude dem Markt wieder zugänglich gemacht werden. In der Vergangenheit wurden diese Elemente entsorgt. Wie können wir solche Elemente prüfen und wieder auf den Markt bringen, wenn sie fünf oder gar 20 Jahre alt sind? Das ist eine spannende Frage für uns.
Wie sind Sie zu dem geworden, der Sie heute sind?
Ich habe in Weimar studiert mit Abschluss Diplom-Baustoffingenieur. An der Hochschule lernten wir viel über Baustoffe, Physik und Chemie, aber auch über Architektur, Elektrotechnik und Maschinenbau. Das hat uns auf dem Berufsmarkt sehr beliebt gemacht. Nach dem Studium war ich Betriebsleiter eines Betonwerks in der Niederlausitz, das nach der Wiedervereinigung das modernste Betonwerk Europas werden sollte - und ich durfte es aufbauen. Drei Jahre lang war ich hier tätig, bis mich ein Studienkollege auf ein Projekt bei der Firma Hebel aufmerksam machte. Das Unternehmen suchte einen Baustoffingenieur für das streng geheime Projekt „Multipor“, da hatte sich mein Studium ausgezahlt.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich treibe Sport und tanze Latin. Zum lateinamerikanischen Tanz kam ich vor 20 Jahren. Ich habe einen Salsa-Kurs besucht und meine Seele an die Musik verkauft. Außerdem liebe ich die Ostsee rund um Warnemünde und verbringe dort gerne meine freien Tage mit meiner Familie und unserem Hund Pino.