Aus einem alten Haus ein neues bauen – dieser Satz beschreibt anschaulich die nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Die Baustoffe sollen nach ihrer ersten Verwendung wieder in den Produktionsprozess der ursprünglichen oder zumindest gleichwertigen Materialien zurückgeführt werden. Was sich in der Theorie einfach anhört, ist in der Praxis die tägliche Herausforderung für Xella. Zum Beispiel muss alter Porenbeton verfügbar gemacht werden, Rezepturen und Produktionsprozesse müssen angepasst und die Qualität durch neue Technologien gesichert werden. "Unser Ziel ist es, Altmaterial so sinnvoll wie möglich zu nutzen und gleichzeitig dort, wo dies nicht mehr möglich ist, neue Lösungen zu schaffen. Im besten Fall landet kein brauchbarer Porenbeton mehr auf der Mülldeponie", sagt Oliver Kreft, Leiter internationale Projekte und verantwortlich für Circularity bei der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbH (Xella T&F). Als einer der wenigen Baustoffhersteller verfügt Xella über ein eigenes Forschungszentrum und hat damit seit Jahren neben den eigenen Innovationsteams in den Landesgesellschaften einen zusätzlichen Treiber für neue Produkte und deren Optimierung.
Denn beim Thema Kreislaufwirtschaft ist es wichtig, vielfältige Ansätze zu verfolgen.
Grundlagenforschung: Ersatz von Zement als Bindemittel
Obwohl Porenbeton aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wird, verwendet Xella Zement und Kalk als Bindemittel. Die Verwendung dieser Bindemittel ist für den größten Teil des CO2-Ausstoßes bei der Herstellung von Porenbeton verantwortlich. Deshalb forscht die Xella T&F seit 2018 gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) daran, aus altem Porenbeton mit dem sogenannten „Resynergy“-Verfahren ein neues Bindemittel herzustellen. Eine Machbarkeitsstudie dazu wird Ende 2022 abgeschlossen sein.
Grundlagenforschung: Verbesserte Rezepturen
Wenn ein altes Haus in ein neues verwandelt werden soll, stellt sich die Frage, wie viel davon einer Nachnutzung in Form eines stofflichen Recyclings zugeführt werden kann. Schließlich darf sich die Qualität der Produkte nicht verändern. Hier zahlt sich die langjährige, europaweite Erfahrung von Xella aus: In fast allen deutschen Porenbetonwerken von Xella werden heute bereits Produktionsreste oder auch Verschnittreste von Baustellen zu sogenanntem Porenbetonmehl zerkleinert und in den Produktionskreislauf zurückgeführt – ohne Auswirkungen auf die Qualität der Produkte.
Im Jahr 2021 verarbeiteten die Porenbetonwerke von Xella mehr als 165.000 Tonnen Porenbetonpulver in der Produktion von neuen Porenbetonprodukten. "Alle unsere Anstrengungen konzentrieren sich derzeit darauf, diesen Anteil noch weiter zu erhöhen. Das spart CO2 und sorgt gleichzeitig für mehr Effizienz beim Einsatz von Primärrohstoffen, in der Produktion und bei den Kosten", sagt Oliver Kreft.
Grundlagenforschung: Altmaterial anzapfen
Um den Anteil von altem Porenbeton in den Produkten zu erhöhen, ist jedoch eine weitere Analyse notwendig: In welchen Regionen Europas gibt es in den kommenden Jahrzehnten genügend Porenbetonabfälle für einen geschlossenen Stoffkreislauf?
"Die Rahmenbedingungen für die Deponierung von Porenbeton sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Wir haben mit der Auswertung in Deutschland begonnen, weil die Porenbetonproduktion hier seit den 50er Jahren sehr gut dokumentiert ist", erklärt Oliver Kreft. Es gebe aber auch schon erste Erkenntnisse über andere europäische Standorte. "Wir haben bereits einen guten ersten Einblick, an welchen Standorten wir diese Form der Kreislaufwirtschaft zuerst etablieren können."
Neue Ansätze: Suche nach Partnerschaften und neuen Produkten aus altem Porenbeton
Xella forscht in diesem Bereich derzeit im Rahmen verschiedenster Projekte. Eines davon wird derzeit in Deutschland vorbereitet. Ein Kunde wird dort eine Fabrikhalle abreißen – wie sich bei der Planung herausstellte, seinerzeit gebaut aus großformatigen, bewehrten Porenbetonelementen (Hebel Elemente). Das Altmaterial wird von einem Bauschuttaufbereiter zurückgebaut, sortiert und zu Porenbetonmehl zerkleinert und im Anschluss in das nahe gelegene Xella-Werk gebracht und in die Produktionsprozesse zurückgeführt.
In den kommenden Jahren werden in den Bundesländern unterschiedlich große aber in Summe enorme Mengen an Altbeton anfallen. Viel mehr, als zu neuen Porenbetonprodukten verarbeitet werden kann. Xella erforscht deshalb derzeit auch andere Möglichkeiten der Nachnutzung.
Der Weg zur Kreislaufwirtschaft ist ehrgeizig, aber Xella ist bereits auf diesem Weg. Unser derzeitiges ehrgeiziges Ziel ist es, bis Ende 2024 100 Prozent unserer Reste für die Herstellung von Porenbetonprodukten oder für neue innovative Baumaterialien zu verwenden.