Not macht tatsächlich erfinderisch. Im Fall von Axel Eriksson war es 1922 die enorme Energieknappheit in Schweden nach dem ersten Weltkrieg. Die Regierung hatte harte Sparmaßnahmen angekündigt. Deshalb erhöhte sie auch die Auflagen beim Wohnungsbau: Ab sofort sollte besser gedämmt werden, um die Wärme länger im Haus halten zu können. Das kommt uns heute bekannt vor.
Der Schwede Dr. Johan Axel Eriksson, gerade mal Anfang 30, lehrte zu dieser Zeit als Assistenzprofessor für Bautechniken am Royal Institute of Technology in Stockholm. Er forschte an einer Vielzahl unterschiedlicher Porenbetonproben. Denn er wusste: Blöcke aus diesem Material wären nicht nur ideal, um schneller als bisher zu bauen. Sie würden Innenräume auch wesentlich besser dämmen, als es der zu der Zeit viel genutzte Baustoff Holz konnte.
Eriksson beschleunigte den Aushärtungsprozess der porösen Masse aus verbranntem Schieferkalkstein, Wasser und Aluminiumpulver, indem er die Probe in den Laborautoklav legte. Die poröse Masse überlebte das nächtliche Autoklavieren und der daraus resultierende ausgehärtete Ziegel besaß eine stark erhöhte Festigkeit und eine neue, stärkere kristalline Zusammensetzung. In der Hitze und dem Druck der Dampfhärtung waren die Kieselsäure- und Kalkkomponenten zu einer Form von Calciumsilikathydratkristall verschmolzen, ähnlich dem Vulkangestein, das in der Natur als Tobermorit bekannt ist. Der Architekt ließ sich seine Erfindung 1924 patentieren - und fand mit Carl August Carlén den Kaufmann, der das neue Baumaterial auch an die Kunden bringen konnte. Erst in Schweden, dann in der ganzen Welt.