„So, wie Sand am Meer“
Warum ist eine so umfassende Arbeit mit Sand notwendig? Schließlich könnte man meinen, Sand sei ein Gut, dass im Überfluss vorhanden ist. Doch Sand ist nicht gleich Sand. Entscheidend für seine Eignung als Rohstoff in der Porenbeton- oder Kalksandsteinproduktion ist das ursprüngliche Gestein, aus dem der Sand entstanden ist, sowie Störstoffe wie Tone, Torfe oder Kohlen, die in ihm enthalten sein können. Große Ansammlungen von Sand entstehen in Folge von geologischen Prozessen, die über hunderte, wenn nicht sogar tausende von Jahren angedauert haben. Je nach den Bedingungen in diesen Sandlagerstätten kann auch die Qualität des Sandes schwanken. Deshalb ist es wichtig, die Zusammensetzung einer Sandgrube gründlich zu prüfen.
Wie wird eine Sandlagerstätte geprüft?
Bei der Beurteilung einer Sandlagerstätte erfolgt die Entnahme einer repräsentativen Probe. Gleichzeitig gilt es, die in der Grube auftretenden Störstoffe zu identifizieren und ihre Verbreitung abzuschätzen. Deshalb werden in einer Sandgrube an vielen Stellen Proben entnommen, vermischt und später als Durchschnittsprobe untersucht. Das kann pro Probe mal Minuten und mal mehrere Stunden dauern. In der Probe soll möglichst jede in der Grube vorhandene Sandschicht enthalten sein. Das stellt im Prüfprozess eine besondere Herausforderung dar, weil die Probe die vorhandenen Sandschichten auch im richtigen Anteil enthalten sollte. Umfasst eine Lagerstätte beispielsweise 5.000.000 Tonnen Sand, so muss die entnommene Probe von etwa 2 Kilogramm die Zusammensetzung der Grube möglichst genau wiedergeben. Im Labor werden zum Schluss sogar nur 2 Gramm oder noch weniger untersucht.
Ist eine Lagerstätte inhomogen, müssen manchmal monatlich, wöchentlich oder gar täglich Proben entnommen und analysiert werden. Wichtig ist, dass die Produktion Informationen über die Änderung der Rohstoffqualität erhält, bevor der Sand tatsächlich eingesetzt wird. Nur so können durch Rezepturanpassungen Produktionsstörungen vermieden werden. Schreitet der Abbau in einer Sandgrube voran, werden neue, unbekannte Lagerstättenbereiche erschlossen. Im Idealfall wurden hier bereits vorher Proben untersucht.
Dr. Hartmut Walther ist Diplom-Mineraloge, bereits seit 1997 bei Xella und verantwortlich für die Themenfelder Sandlagerstätten, Umwelt und Patente bei der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbH. Neben den Sandschichten und Störstoffen befasst er sich bei der Prüfung einer Grube auch mit dem Einsatz der Technik im Abbauprozess und den Aufbereitungsanlagen vor Ort. „Sand gleichmäßiger Qualität ist in der Produktion sehr wichtig, denn die Produktionsrezeptur kann nur so darauf eingestellt werden. Problematisch sind schwankende Sandeigenschaften, die Qualität ist im Idealfall über Jahre konstant. Sand ist der Hauptrohstoff für unsere Xella Produkte und seine Versorgungssicherheit entscheidet über den Fortbestand unserer Werke“, so Dr. Walther im Interview.
Rekultivierung frühzeitig planen
Wichtig ist eine vorausschauende Abbauplanung, bei der bereits vor dem eigentlichen Abbau die spätere Rekultivierung bedacht wird. Beispiel: Bereits vor 20 Jahren hat Xella in der Sandgrube des Ytong-Werks Loosdorf mehrreihige Hecken mit Einzelbäumen gepflanzt, die heute als Lebensraum für Vögel und Kleinsäuger zur Verfügung stehen, einen Sicht- und Staubschutz zum Umland bilden und später Ausgangspunkt für die Wiederbesiedlung des Grubengeländes im Sinne des Naturschutzes sind.
Verstärktes Engagement
In den vergangenen Jahren wurden bereits mehr als 150 Sandlagerstätten in Europa, Asien, Afrika und Australien begutachtet und bewertet. Um eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten und kurze Transportwege beizubehalten, startete die Xella T&F in diesen Wochen ein sehr umfangreiches Projekt, bei dem alle aktuell genutzten Sandlagerstätten sowie Gruben von potenziellen Lieferanten in Werksnähe begutachtet werden. Basis dafür sind geologische Karten, Satellitenfotos und Literaturrecherchen. Dr. Walther wird diese Lagerstätten befahren und bewerten. „Alternativlieferanten sollten eine gleichwertige Qualität liefern, deshalb sind auch die Daten von noch nicht genutzten Lieferanten wichtig. Durch Kenntnis aller Alternativen lassen sich außerdem möglichst kurze Transportwege realisieren und Ausfälle minimieren.“ Das Projekt der Xella T&F ist für eine Laufzeit von etwa drei Jahren geplant.