Knappen Wohnraum in Großstädten optimal nutzen
Zwei achtstöckige Apartment-Gebäude in Berlin zeigen, wie man wenig Baufläche und moderate Mietpreise erfolgreich kombiniert und dabei die urbane Identität der Gegend erhält. Ein richtungsweisendes Projekt für Ballungsgebiete europaweit.
Die 1970er und 1980er Jahre der DDR waren geprägt von Wohnungsbauprogrammen. Modulare Bauweisen mit Zehn- und Elfgeschossern lagen im Trend. Dazwischen befanden sich grüne Erholungsräume und Spielplätze für Kinder. Nach der Wende wurden diese Gebäude und Viertel jedoch zunehmend vernachlässigt. Das sollte sich jetzt ändern.
Auch im Berliner Stadtteil Lichtenberg stehen zahlreiche zehngeschossige Plattenbauten. Darunter das etwa 4.000 Quadratmeter große Grundstück in der Paul-Zobel-Straße in Berlin-Lichtenberg. Im Innenbereich einer bestehenden Wohnanlage in Berlin-Lichtenberg hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE zusammen mit dem Architekturbüro HEIDE & VON BECKERATH zwei Mietshäuser realisiert. Diese beinhalten 60 Apartments, die flexibel geplant sind und so verschiedenste Anforderungen erfüllen können. „Wir wollten nicht einfach nur nachverdichten, sondern etwas Positives hinzufügen“, erklärt Architekt Tim Heide. „Unser Ziel war es, zeitgemäße Wohngrundrisse für individuelles Leben anzubieten.“
Die Apartments können beispielsweise als Wohngemeinschaften mit vielen einzelnen, abgetrennten Räumen genutzt werden. Da die Räume um einen Kern aus Bad und Küche angeordnet sind, ist es auch möglich, auf viele der Türen zu verzichten, um für die Mieter eine Loft-Atmosphäre zu schaffen. Sind hingegen Türen erwünscht, erhalten Bewohner mehrere, ungefähr gleich große Einzelzimmer. Jedes Apartment verfügt außerdem über mindestens einen Balkon, der quer zur Außenwand angebracht und jeweils am Lauf der Sonne orientiert ist.
Neue Formen des Zusammenlebens bestimmen das Kiezleben
Die Neubauten sollten im Innenhof der bestehenden Plattenbauten aber nicht nur Platz wegnehmen, sondern eine neue Qualität schaffen und das Zusammenleben der neuen und alten Bewohner der Gegend stärken.
Neben klassischen Wohneinheiten sind daher neue Formen des Zusammenlebens umgesetzt worden. Studenten-WGs, Mutter-Kind-Wohnen und Senioren-WGs sind Teil des Konzepts. Für die Wohngemeinschaften sind die Hochparterres reserviert, die Elf-Quadratmeter-Zimmer und eine kleine Terrasse bieten. Die Terrassen, mit einem privaten Zugang zu den Wohnungen, stellen eine zusätzliche Alternative zum Haupteingang dar.
„Unser Ziel war es, das individuelle und gemeinschaftliche Zusammenleben in diesen Wohnungen zu kombinieren“, erklärt Architekt Tim Heide. Daher beherbergt der Gebäudekomplex im Erdgeschoss auch eine Kindertagesstätte sowie Fahrradräume und Gemeinschaftsflächen, die dem ganzen Quartier zur Verfügung stehen. Die Flächen wurden ebenso für Nachbarschaftsfeste oder Kulturveranstaltungen nutzbar gemacht, um eine gelebte Nachbarschaft zu fördern.
Moderne Anforderungen mit Porenbeton und Kalksandstein umsetzen
Aufgrund der baulichen Herausforderungen haben sich die Architekten für eine monolithische Bauweise mit Stahlbetonfertigteilen für das Erdgeschoss und einer tragenden Außenwand entschieden. Hier kamen großformatige Ytong Porenbetonelemente zum Einsatz, die schnell errichtet werden konnten und einen hohen Wärme-, Schall- und Brandschutz bieten. „Wir wollten eine monolithische Bauweise ohne Wärmedämmung, wenige Anschlussdetails und massive, tragende Außenwände, die Sonnenwärme speichern“, sagt Tim Heide.
Die Wohnungstrennwände sind aus Silka Kalksandsteinen gemauert, die neben dem Schallschutz auch eine hohe Druckfestigkeit aufweisen – das ermöglicht schmale Wände und somit wiederum mehr Wohnraum auf kleiner Fläche. Das Baukonzept sorgt für neue Wohngebäude, die langlebig und vielseitig gestaltbar sind.
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