Kennen Sie Aikido? Iván Ozorák, Head of Customer Service in Budapest/Ungarn, ist darin ein Meister und Lehrer. Aikido ist eine moderne, defensive japanische Kampfsportart. Männer und Frauen tragen weite schwarze Hosen und weiße Jacken. Neben Techniken mit der Hand umfasst Aikido auch Übungen mit Waffen wie Schwertern, Stöcken und Messern.
Aber Aikido ist viel mehr als Selbstverteidigung. Die Aikidōka, wie sich die Sportler nennen, verstehen es als Meditation in Bewegung. Sie schulen dabei nicht nur Wahrnehmung, Fokus, Konzentration und Geduld. Innere Ruhe und Gelassenheit sind ebenfalls Trainingsziele.
Es geht immer um Kooperation und beidseitige Zufriedenheit
Iván Ozorák findet diese Qualitäten auch in seinem Berufsleben sehr nützlich. „Ich bin seit 2007 als Head of Customer Service bei Xella tätig. Das ist ein sehr komplexer Bereich: Wir arbeiten mit allen Teilen des Unternehmens zusammen, wie Vertrieb, Produktion, Finanzen und natürlich den Geschäftspartnern. Wir managen den gesamten After-Sales-Prozess, von der Bestellung über die Logistik, die Produktionsplanung, den vertriebsnahen Einkauf, das Reporting, den Vertrieb, XRM, SAP-Schlüssel- oder Champion-User-Rollen." Mit anderen Worten: Sein Team ist das Bindeglied zwischen vielen Beteiligten - und es geht immer um Kooperation und beidseitige Zufriedenheit.
Genau wie beim Aikido. „Ich sage meinen Studenten gerne, dass es wie ein Tanz ist, bei dem zwei Partner eine gemeinsame Leistung erbringen. Im besten Fall sind die Anteile gleich, aber wenn einer weniger gibt, muss der andere seinen Beitrag erhöhen, um die 100 Prozent zu erreichen."
Iván Ozorák ist in seinem Sport erfolgreich. Nicht im Sinne von Medaillen, denn im Aikido gibt es keine Wettbewerbe. „Gerade deshalb ist es ein wichtiger Teil meines Lebens geworden", sagt der Ungar. Er definiert Erfolg anders: „Es gibt ein orientalisches Sprichwort, das besagt, dass der Meister derjenige ist, der nicht aufhört zu üben."
Als Schüler engagierte er sich in der örtlichen Kyokushinkai-Karate-Gruppe. Aber nach 6 Jahren verließ er sie, weil er das Gefühl hatte, dass Karate immer mehr zu einem Sport wurde, bei dem es um Sieg, Ruhm und Geld ging. Im Gegensatz dazu geht es in der Kampfkunst um Integrität, Mut, Ehre, Mitgefühl, Aufrichtigkeit, Pflicht und Loyalität.
Voneinander lernen
Tatsächlich praktiziert er Aikido seit mehr als 30 Jahren. Er hat ein kleines Dojo, einen Trainingsraum, eröffnet. „Wenn sich jemand verbessern will, steht die Tür immer offen", lädt er alle Menschen ein, seine Begeisterung für die Kampfkunst und ihre Philosophie zu teilen. "Mein größtes Ziel ist es, Familien gleichzeitig auf die Tatami, die Trainingsmatte, zu bringen. In meinem Dojo gibt es keine unterschiedlichen Klassen nach Alter. Kinder, Eltern und Großeltern trainieren gemeinsam. Wir lernen alle voneinander."
Ein Gespräch mit Iván Ozorák ist inspirierend. Er versteht es, sein Gegenüber zum Nachdenken anzuregen. Auf die Frage, was er in seinem Leben und bei seiner Arbeit vom Aikido gelernt hat, gibt der dreifache Familienvater eine nachdenkliche Antwort. „Ich weiß nicht wirklich, warum wir etwas in unserem Leben beginnen und fortsetzen. Wir suchen etwas, das uns prägt, oder wir finden einfach etwas, das zu uns passt. Aikido, und natürlich jede traditionelle Kampfkunst, ist ein sehr gutes Mittel, um für einen Moment innezuhalten, in sich zu schauen, seine Situation zu erforschen, seinem Partner mit Geist und Herzen in die Augen zu schauen und sich ihm zu öffnen. Beim Aikido agieren wir erst als Gewinner und gleich danach als Besiegter. Dann bieten wir unserem Partner unseren Einsatz an, damit er oder sie sich verbessern kann.“