Herr Dr. Kreft, Sie und Ihre Kollegen haben in den letzten Monaten eine umfangreiche Testreihe durchgeführt. Was war das Ziel
Wir wollten herausfinden, unter welchen Bedingungen aufbereitetes AAC aus Bau- und Abbruchabfällen technisch, ökologisch und wirtschaftlich wieder in die Produktion zurückgeführt werden kann. In den vergangenen Jahren hatten wir bereits ein vorläufiges Anforderungsprofil entwickelt, das jedoch mehr oder weniger nur die Perspektive von Xella widerspiegelte. Diesmal bestand die Herausforderung darin, einen Konsens zwischen unseren Idealvorstellungen hinsichtlich der Sortenreinheit und dem, was Recyclingunternehmen realistisch erreichen können, zu finden, also die Anforderungen entlang der gesamten Lieferkette aufeinander abzustimmen. Über einen Zeitraum von sechs Monaten haben wir hunderte Testgüsse mit einer Vielzahl von Fremdstoffen durchgeführt.
Wie sind Sie vorgegangen?
Zunächst haben wir das angelieferte Material analysiert. Welche typischen Fremdstoffe sind darin enthalten? Wir sind auf ein breites Spektrum gestoßen: von Fliesen, Keramik, Glas und Holz bis hin zu Kunststoffen wie PVC und Polystyrol. Diese Materialien haben wir in praxisrelevanten Konzentrationen in unsere Standardbetonrezepturen gemischt.
Was waren die Ergebnisse?
Unsere Testreihe hat ergeben, dass typische Fremdstoffe bis zu einer klar definierten Grenze toleriert werden können, ohne den Herstellungsprozess oder die Qualität des Endprodukts zu beeinträchtigen. Unsere Tests haben zudem ergeben, dass das Material technisch sehr gut funktioniert. All das haben wir mit fundierten statistischen Analysen untermauert.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Mit diesen Erkenntnissen liegt nun ein erstes Anforderungsprofil vor. Es definiert, welche Fremdstoffe in welchen Mengen akzeptabel sind. Damit haben wir eine Grundlage für die Zusammenarbeit mit Recyclingunternehmen, Bauunternehmen und Behörden geschaffen.
Das klingt, als würden Sie auf einen Standard hinarbeiten.
Wenn wir es mit der Kreislaufwirtschaft ernst meinen, brauchen wir mehr als nur gute Technologie: Wir brauchen gemeinsame Standards, auf die sich alle verlassen können. Deshalb arbeiten wir gemeinsam mit Xella Deutschland sowie anderen Porenbetonherstellern (über den Bundesverband Porenbetonindustrie) und Entsorgungsunternehmen daran, diese Anforderungen in einer sogenannten DIN SPEC zu bündeln. Diese „Vornorm“ soll bis Ende 2025 fertiggestellt sein. Sie soll ein gemeinsamer technischer Rahmen werden, der die Sortiergenauigkeit definiert und dabei hilft festzulegen, wann AAC-Abfälle keine Abfälle mehr sind. Damit wird sie zur Steigerung der Recyclingquote von AAC beitragen. Anschließend planen wir, die DIN SPEC in eine vollständige Norm umzuwandeln.