Vom Xella Studentenwettbewerb zum Bauwelt Preis 2019
Vor knapp zehn Jahren gewann Christoph Richter den Xella Studentenwettbewerb, umgesetzt wurde sein Entwurf damals natürlich nicht. Das ist inzwischen anders – und auch seine realisierten Gebäude, entworfen mit seinem Büropartner, sind preiswürdig.
Der Architekt Christoph Richter wurde 1982 in Dresden geboren, wo er später an der Technischen Universität (TU) studierte und arbeitete. Seine Diplomarbeit bestand 2009/10 aus einem Entwurf für den 7. Xella Studentenwettbewerb, bei dem er den 1. Preis gewann. Das Thema: „Ein neues Museum für die Alten Meister: Der Erweiterungsbau für das Bode-Museum in Berlin“. Die hochkarätige Jury lobte damals unter anderem: „Das klare Volumen des Gebäudes wird in das städtebauliche Umfeld gut einbezogen. Großflächige Verglasungen erlauben den visuellen Kontakt zwischen Innenraum und Stadtumfeld, wodurch das Innenleben des Museums nach außen gezeigt und die Stadt in die Innenräume einbezogen wird.“ Gemeinsam mit seinem Büropartner Jan Musikowski, mit dem er seit 2012 unter einem Dach arbeitet, konnte Richter nun ein erstes Gebäude im Herzen Berlins realisieren: Das Futurium – ausgezeichnet mit dem „Bauwelt Preis 2019“ des gleichnamigen Architektur-Magazins – wird unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Fraunhofer Institut, der Leibniz Gesellschaft sowie mehreren Unternehmen gefördert und soll als „Haus der Zukünfte“ Zukunftsmuseum, -labor und -forum zugleich sein.
Herr Richter, wie kam es, dass Sie damals am Studentenwettbewerb teilgenommen haben?
Christoph Richter: Bei der Auswahl von Entwurfsthemen haben Wettbewerbe natürlich immer eine gewisse Attraktivität: Der Xella-Wettbewerb war aus studentischer Sicht auch noch gut dotiert. So ein Wettbewerb ist ein schöner Rahmen, um seine Arbeit zu präsentieren. Aber für mich war es auch sehr interessant, den Erweiterungsbau für ein Museum zu entwerfen – eine sehr attraktive Aufgabe.
Welche Rolle hat der Preis für Ihre Entwicklung als Architekt gespielt?
Christoph Richter: Zunächst einmal ist so ein Preis eine Bestätigung der eigenen Idee. Anerkennung und Wertschätzung sind natürlich gut für das Selbstvertrauen. Es gibt einem aber auch Hinweise, ob man mit seinen Entwürfen und Ideen die richtige Richtung eingeschlagen hat.
Das von Ihrem Büropartner und Ihnen entworfene Futurium besticht durch seine spiegelnde und im wahrsten Sinne futuristisch anmutende Hülle. Spielen die Materialien unterhalb der Oberfläche für Architekten überhaupt eine Rolle?
Christoph Richter: Auf jeden Fall! So kann zum Beispiel Sicht- Mauerwerk bewusst als gestalterisches Element eingesetzt werden. Ich finde es gut, wenn man anhand solcher Werkspuren die Geschichte des Materials und der Verarbeitung in einem Bau erzählen kann. Im Fall des Futuriums haben wir uns allerdings für eine Fassade aus Gussglas entschieden, die wie eine netzartige, schimmernde Haut den Baukörper überzieht.
Das Thema beim Xella Studentenwettbewerb, das Futurium in Berlin, dazu ein neues Bildungshaus in Norderstedt nördlich von Hamburg, für dessen Neubau Ihr Büro Ende letzten Jahres den Realisierungswettbewerb gewonnen hat – ist es Zufall, dass Sie vor allem öffentliche Gebäude entwerfen?
Christoph Richter: In der Tat suchen wir als Architekten Aufgaben, in denen auch die Gestaltung von anspruchsvollen Innenräumen und anmutigen Fassaden Teil der Aufgabenstellung ist. Wir möchten gern gestalterisch und raumbildend tätig sein – das ist bei der Wunschaufgabe „öffentliches Gebäude“ natürlich möglich. Bei einem Wohnungsbau zum Beispiel muss jede Wohnung für sich überzeugen und eigene Qualitäten besitzen. Das ist zwar auch eine attraktive Knobelaufgabe, aktuell sehen wir aber unsere Kompetenzen eher in anderen Bereichen. Auch können wir als junges Büro aufgrund der Zugangsbeschränkungen oftmals nur an offenen Wettbewerben teilnehmen – diese werden ja bei öffentlichen Bauvorhaben ausgeschrieben.
Und würden Sie persönlich eine Linie ziehen zwischen Ihrem Entwurf für den Erweiterungsbau beim Studentenwettbewerb und Ihrem realisierten Futurium-Projekt?
Christoph Richter: Ich glaube schon, dass sich das gegenseitig beeinflusst. Natürlich ist das eine nur eine Entwurfsidee, das andere wurde wirklich gebaut. Aber jedes Projekt bedeutet Training, insofern sind auch die nicht gebauten Entwürfe wichtig: Sie bringen Lerneffekte und die werden dann auch bei realen Gebäuden sichtbar.
Als jemand, der selbst noch vor wenigen Jahren an der Universität war, und jetzt ein eigenes Büro leitet: Was würden Sie Architekturstudentinnen und -studenten raten, die kurz vor dem Berufseinstieg sind und vielleicht sogar über eine Selbstständigkeit nachdenken?
Christoph Richter: Ganz ohne Berufserfahrung ist es wirklich schwer. Man muss aber nicht zehn Jahre in einem Büro verbracht haben, da reichen weniger aus. Auf jeden Fall ist ein gutes Netzwerk sehr hilfreich und gerade am Anfang sollte man bereits „Know-how- Träger“ kennen, die einen unterstützen können. Alleine würde ich so eine Bürogründung nicht versuchen. Es ist allerdings auch nicht gerade leicht, den oder die richtigen Partner zu finden, aber bereits im Studium lernt man ja den einen oder anderen Entwurfspartner gut kennen. Für mich persönlich war auch meine Erfahrung als studentischer und später wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni wichtig. Das hält frisch, man denkt in Entwürfen und Varianten – und lernt auch, sie auszuformulieren und zu kommunizieren. Ansonsten: Keine Angst! Geht voller Energie und optimistisch an die Sache. Studentische Leichtigkeit und Furchtlosigkeit sind ein hohes Gut – das sollte man sich aus dem Studium mitnehmen und unbedingt bewahren. Man braucht am Anfang nicht alles, wenn man weiß, wo man Hilfe bekommen kann!
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