„Eine Prüfung nicht nur mit einer Wand, sondern einem ganzen Haus durchführen zu können, ist schon etwas Besonderes”, berichtet Dr. Lorenzo Miccoli, Projektleiter bei der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbH im Fachbereich Anwendungsforschung / Bauphysik. Gemeinsam mit Markus Hesse, Leiter Internationales Produktmanagement bei Xella, war er in Frankreich im CEA Paris-Saclay Center, um die Prüfungen zu begleiten.
Das Ytong-Haus bleibt standhaft
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis: Unser Ytong-Haus hat die Erwartungen übererfüllt: es zeigte eine hohe Leistungsfähigkeit bei starken Erdbebenintensitäten.“, so Dr. Miccoli. Grund dafür ist, dass das Haus aus einem eingefasstes Mauerwerk-System gebaut worden ist, einem System aus Ytong Porenbeton und Ytong Dünnbettmörtel, das für den deutschen Markt entwickelt worden ist, aber auch international eingesetzt werden kann und soll.
Nach einem etwa zweimonatigen Hausaufbau im Sommer dieses Jahres konnte dann Ende Oktober endlich die Prüfung erfolgen. Der sogenannte Rütteltisch, also die Platte, auf die das fertige Haus gesetzt wird, erzeugt eine Erschütterung, die mit einem Erdbeben der Magnitude 7 vergleichbar ist – eine hohe Intensität, die bei möglichen Erdbeben in Deutschland allerdings nicht zu erwarten ist. „Uns war aber wichtig, extreme Belastungen zu testen, wenn wir schon einmal die Gelegenheit haben”, berichtet Dr. Miccoli weiter. Und die letzten Jahre haben etwa in Ländern wie Italien und der Türkei gezeigt, dass Erdbeben in Anzahl und Stärke zunehmen und Erdbebensicherheit deshalb eine der größten Herausforderungen für moderne Baumaterialien ist.
Im Laufe der Prüfungen simuliert der Tamaris-Rütteltisch des CEA Paris-Saclay also ein Erdbeben einer bestimmten Skala, indem er für etwa 30 Sekunden eine Erschütterung verursacht. Dadurch, dass das aus Porenbeton erbaute Haus standhaft bleibt, gewinnt man wertvolle Zeit, um das Gebäude im Ernstfall noch verlassen zu können.
Erbebensicherheit im Fokus
Seit ihrer Gründung 2004 legt die Xella T&F einen großen Schwerpunkt auf das Thema Erbebensicherheit, wobei die ersten Studien von Ytong und Hebel in diesem Bereich auf die späten 1980er Jahre zurückgehen.
Die Xella T&F verfügt über ein großes Netzwerk in dem Bereich. Das Projekt ERIES-ECORE (Earthquake-Resilient, Innovative, Efficient Structures), das seit Februar 2023 bis zum Ende der Prüfungen lief. konzentriert sich auf die experimentelle Untersuchung des seismischen Verhaltens von Stahlbeton-Leichtbaukonstruktionen. Bei diesen Bauweisen werden Platten und Träger aus Leichtbeton mit Bimssteinzuschlag verwendet, wobei Außenwände und Innenwände aus Porenbeton-Plansteinen mit Hilfe spezieller Verbindungen in die Rahmen integriert werden. Diese Arbeit ist Teil des umfassenderen Projekts ERIES: Engineering Research Infrastructures for European Synergies (https://eries.eu/) was die sehr teuren Prüfungen überhaupt möglich gemacht hat.
Unabhängig davon beschäftigt sich die Xella T &F bereits seit langer Zeit mit der Erdbebensicherheit von Porenbeton und testet die Produkte regelmäßig auf ihre Haltbarkeit gegenüber Erschütterungen. Dabei wird normalerweise eine Wand auf den Prüfstand gestellt, in diesem Herbst aber erstmals ein ganzes Haus.